top of page

Neue Märchen

Quelltext

Zu unserem Ursprung zurückzukehren ist wahrlich nicht einfach, denn zu viel ist seither geschehen und verwaschen. Doch gibt es eine Fabel, die ich euch kundtun möchte. Sie lautet wie folgt:

Ein Hase und eine Drossel hatten sich verabredet und wollten wissen, wer ihre Ahnen waren. Sie flogen so weit über die Meere wie sie das nur vermochten. Die Drossel als Vogel mit den leeren Flügeln und mit Unterstützung ihrer Kolleginnen auf der ganzen weiten Welt und der Hase in seinem Bau auf einer langen, langen Reise, die er in seinem Inneren vollzog. Beide trafen sich und der eine wollte es dem anderen streitig machen. „Ich stamme vom Adler ab“, sagte die Drossel, „ich habe es genau gesehen und alle anderen haben mir betätigt, dass es so sei“. „Ich doch aber auch!“, sagte das Kaninchen. „Ich weiß nicht wie es dazu kam, aber es hat mich in den Klauen getragen und vorsichtig abgesetzt, es muss mein Verwandter sein, ansonsten hätte er mir nicht sogar noch mein erstes Futter gegeben. Er war so liebevoll zu mir, nicht gehässig wie der Fuchs.“ Beide wurden aus diesen Antworten nicht schlau und ließen sich dann darauf ein, den großen Adler im Gebirge aufzusuchen und ihm die Frage ihrer Herkunft zu stellen. Dieser war nicht in seinem Horst, denn er war auf Kaninchenjagd. Als er nun auf seinem Felsplateaux erschien, erschraken die beiden kleinen Tiere vor seiner Mächtigkeit und wären fast in die Tiefe gestürzt. Doch der kleinere der beiden, die Amsel war sehr mutig und fragte den großen Adler: „Stammen wir von dir ab, Adler?“ „Oh, nein, da müsst ihr euch doch nur anschauen, habe ich Fell oder bin ich so klein wie du, du Feldsperling?“, spottete der große Adler und verspeiste seine Beute. Das Kaninchen hüpfte mit Tränen in den Augen die steilen Felsen und Wiesen hinunter und der Vogel flog über die großen Tannen und musste erst einmal verdauen, was er erfahren hatte. „Vielleicht war die Geschichte, die ich gesehen habe eine Bildersprache und ich muss sie einfach anders verstehen. Vielleicht steht der Adler für etwas, was wie ein Adler aussieht.“ Seine Gedanken teilte der Hase der Amsel noch nicht zugleich mit, denn sie war ein Vogel und noch eitler und verletzter, als der Hase. Doch auch er machte sich so seine Gedanken. „Wenn der Adler nicht mein Vorfahr oder mein Ahne ist, dann kann ich doch etwas von ihm lernen. Wenn mich etwas auf diese Welt gebracht hat, dann war es intelligent und hatte zwei Augen und war nicht so grob und fahrlässig und hätte vor unseren Augen seine Beute verspeist.“ Wer war denn da das Spatzenhirn. Nun ging eine Weile ins Land, bis sich die beiden wieder trafen. „Du, weißt du, was ich denke, ich glaube ich komme aus der Erde, denn jeden Tag komme ich wieder aus der Erde. Es muss einfach so sein.“, sagte das Kaninchen. „ich habe da auch so eine Erkenntnis, ich bin darauf gekommen, dass ich irgendwie aus der Luft komme, und zuvor aus irgendeinem Ei entstiegen bin.“, sagte das Vögelchen erkenntnisreich. „Ja, und meinst du die Fische sind aus dem Wasser gekommen und was ist dann mit dem Feuer?“, fragte da der Hase. „Ich glaube, dass das Feuer erst alles in Gang gebracht hat, denn da, wo es im Herbst gebrannt hat, finde ich im nächsten Jahr immer die schönsten Früchte, verstehst du?“ „Hmm!“, machte das Kaninchen und machte dabei ein nachdenkliches Gesicht !“

Jana Rozin

bottom of page